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  • AutorenbildKristof Reuther

Praxiseminar - Naturverlaichung Bachforelle

Viele Faktoren bedrohen unsere heimischen Bachforellen. Die gravierendsten sind durch den Menschen gemacht. Auch Besatzmaßnahmen lösen die Probleme nicht und wirken sogar häufig noch kontraproduktiv.

[Quelle: Landesfischereiverband Baden-Württemberg e.V.] Die Zustände in unseren Gewässern sind teils besorgniserregend. Trockenperioden wie im vergangenen Sommer stellen katastrophale Bedingungen für viele heimische Fische dar. Dass dies hauptsächlich durch den Menschen zum Problem geworden ist, versteht man deutlich nach dem Besuch des Seminars zur „Naturverlaichung der Bachforelle“ des LFVBW am Sonntag den 01.12.2019. Fünfundvierzig Vertreter von Angelvereinen aus ganz Baden-Württemberg fanden sich in Oberndorf am Neckar ein, um sich mit der nachhaltigen Gewässerbewirtschaftung in der Theorie und Praxis auseinander zu setzten. Ein in Baden-Württemberg noch weit verbreiteter und heimischer Fisch, die Bachforelle, stand hierbei im Mittelpunkt.

Bachforellen, welche sich über Jahrtausende an die vorherrschenden Gegebenheiten in ihrem Heimatgewässer angepasst haben, sind akut bedroht. Jede Entwicklungsstufe vom Ei bis zum erwachsenen Fisch hat besondere Ansprüche an seinen Lebensraum. Auf der Suche nach neuen Lebensräumen und Nahrung wandert jeder Fisch teils weite Strecken durch sein Gewässer. Hier sind Wanderhindernisse wie Stauwehre und Wasserkraftanlagen größtenteils unüberwindbar, oder sie führen beim Durchwandern zu Verletzungen oder zum Tod. Dies liegt daran, dass Fischaufstiegsanlagen oftmals nicht vorhanden oder nur eingeschränkt funktionsfähig sind. Beim Fischabstieg sieht es sogar noch bedeutend schlechter aus und die Sterblichkeitsrate ist hoch. Zusätzlich gelangen durch Kläranlagen und Landwirtschaft Stoffe ins Wasser, die sich auf die Fische und deren Nahrung direkt und indirekt auswirken. Diese Problematik, aber auch Lösungsansätze zur Abhilfe stellte Eva Baier von der Firma Fischwanderung.ch in ihrem Vortrag eindrucksvoll dar.

Ein für viele außerdem noch neuer Aspekt: die Genetik der Fische. Zucht- und Besatz von Forellen haben einen stärkeren Einfluss auf die autochthonen (ihrem Gewässer entsprechend angepassten) Forellenbestände als bislang angenommen und bieten daher langfristig keine Lösung zum Arterhalt. Ein negativer Aspekt dabei ist unter anderem die verminderte Resistenz gegen diverse Umwelteinflüsse im Gewässer, sowie ein deutlich herabgesetzter Reproduktionserfolg in freier Wildbahn. Bezirksreferent für Natur- und Artenschutz in Südbaden, Patrick Schnurr empfahl daher in seinem Vortrag stets gründlich zu untersuchen, ob am jeweiligen Gewässer bereits eine funktionierende Naturverlaichung stattfindet. Falls ja, ist zusätzlicher Besatz von Forellen im besten Fall wirkungslos, aber häufig sogar kontraproduktiv.

Erhöhen lässt sich der Bestand nur durch die Schaffung von Unterständen, auf die gerade die Bachforelle besonders angewiesen ist. Damit unsere Bachforellen einen gesicherten Lebensraum für die Zukunft haben, brauchen wir viele Maßnahmen und die Hilfe der Gemeinden, Behörden und ansässigen Angelvereine. Claudio Schill, Bezirksreferent für Gewässer in Südbaden ging daher in seinem Vortrag auf die Möglichkeiten und Hürden von Gewässerrenaturierungen in Baden-Württemberg ein und zeigte bewährte Beispiele aus der Praxis, mit denen sich mit überschaubarem Aufwand wirkungsvolle Verbesserungen im Gewässer umsetzen lassen.

 

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